
Was ist eine positive Geburtsreise?
Eine positive Geburtsreise nennen wir den Geburtsprozess, bei dem durch körperliche und geistige Vorbereitung die Freude an der Geburt erlebt wird, die Bindung zwischen Mutter und Baby in den ersten Minuten durch Hautkontakt stattfindet und unabhängig von der Geburtsart positive Gefühle die Reise begleiten.
Der Geburtsmoment ist ein sehr besonderer Augenblick. Sowohl die Mutter als auch das Baby erinnern sich ein Leben lang daran. Daher muss der gesamte Service während der Geburt so geplant werden, dass er den Bedürfnissen von Mutter und Baby entspricht. Wir möchten, dass die Mutter sich auch nach einem Tag, einer Woche, einem Jahr oder zehn Jahren mit einem Lächeln an diesen Moment erinnert und ihr Baby mit positiven Gefühlen und Vertrauen annähert.
ZIEL DER POSITIVEN GEBURTSREISE
Das Ziel der positiven Geburtsreise ist es, den werdenden Eltern die Geburt physiologisch zu erklären, sie aktiv in den Prozess einzubinden und sie emotional dabei zu unterstützen, alle negativen Gedanken zur Geburt loszulassen.
Natürlich werden Sie auf irgendeine Weise gebären, aber wie Sie gebären, ob Sie während des Prozesses ausreichende Unterstützung erhalten haben, ob Ihre und die Bedürfnisse Ihres Babys berücksichtigt wurden und ob Sie aktiv an Entscheidungen beteiligt waren – all diese positiven Antworten helfen Ihnen, diesen Prozess mit guten Gefühlen abzuschließen.
WAS MUSS MAN FÜR EINE POSITIVE GEBURTSREISE TUN?
- RICHTIGE TEAMWAHL: Der erste Schritt auf der positiven Geburtsreise ist es, mit einem Arzt zu starten, der Ihre Geburtswünsche respektiert, Sie unterstützt und mit einem harmonierenden Team zusammenarbeitet, das ebenfalls Respekt für die Gebärende zeigt.
- GEBURTSVORBEREITUNGS-KURS: Für eine positive Geburtsreise ist eine körperliche und geistige Vorbereitung notwendig. Dies gelingt am besten mit evidenzbasierten Informationen und einer guten Ausbildung durch das richtige Team. Bewusstsein für die Geburt und eine freudvolle Geburtsvorbereitung sind essentiell. Idealerweise nehmen Paare gemeinsam teil, um auf gleichem Wissensstand und mit gleicher Begeisterung die Geburt und das Baby zu erleben. Zudem lernen die Väter, wie sie die Mutter unterstützen können.
Ich habe Tausende Geburten miterlebt. Ich kann sagen, dass schon die bloße Anwesenheit bewusster Väter eine enorme Unterstützung für die Mütter ist. Deshalb sagen wir: Die Väter sind die Helden bei unseren Geburten. Ich nenne diesen Kurs „Vorbereitung auf eine positive Geburt“.
Im Kurs lernen Sie medizinische Informationen wie: Wann beginnt die Geburt? Was soll ich tun, wenn die Fruchtblase platzt? Wann soll ich ins Krankenhaus gehen? Ebenso Atemtechniken, Massagen, aktive Geburtspositionen, Meditation und Entspannungsmethoden, die die Geburt erleichtern.
Der Kurs hilft Ihnen, das Team kennenzulernen, dieselbe Sprache zu sprechen und vor allem eine Vertrauensbasis aufzubauen. Geburt passiert nicht durch Versuch und Irrtum, sondern es bedarf körperlicher Vorbereitung. Deshalb müssen Sie die im Kurs gelernten Atem- und Entspannungsübungen sowie aktive Bewegungen bis zum Geburtsmoment üben, damit Ihr Körper im richtigen Moment darauf zugreifen kann.
- GEISTIGE VORBEREITUNG AUF DIE GEBURT: Der dritte Schritt ist die geistige Vorbereitung auf die Geburt. Ja, Sie werden alle gebären, aber mit welchen Gefühlen Sie dies tun, ist sehr wichtig. Neben der physiologischen Seite der Geburt gibt es auch die geistige und psychologische Seite, also ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich. Ziel einer positiven Geburt ist es, Angst zu überwinden, körperliche und geistige Entspannung zu erreichen und die Aktivität der Gebärmuttermuskulatur zu ermöglichen.
Der weibliche Körper ist für die Geburt gemacht. Gebärmutter, Baby und Körper wissen, was zu tun ist, man muss nur zulassen. Angst und Sorgen, die später gelernt wurden, können den gesamten Prozess stören. Die Ursache dieser Angst können negative Geburtsvorstellungen, negative Geschichten aus dem Umfeld oder Überlieferungen von Vorfahren sein.
Die Frau sollte frei von Ängsten sein und sich dem Fluss der Geburt hingeben können. Dabei helfen psychotherapeutische Sitzungen, um die Ursachen der Angst zu verstehen und durch Entspannung Ängste abzubauen.
Zudem dienen Elternproben vor der Geburt, Kommunikation mit dem Baby, Bindungsarbeit und Stärkung der familiären Bindungen durch Empathie vor der Geburt. Während der Schwangerschaft sind durchschnittlich vier Sitzungen in der 28., 32., 36. und 38. Woche geplant, die je nach Bedarf angepasst werden können.
- EINZELBETREUUNG WÄHREND DER GEBURT: Der vierte Schritt ist die persönliche Betreuung während der Geburt. Das bedeutet, dass vom Beginn der Geburt bis zum Abschluss des ersten Stillens eine spezielle Begleitperson nur für Sie da ist, die sich nur um Sie kümmert und Ihnen das Gefühl gibt, nicht alleine zu sein. Idealerweise sollte eine Hebamme nur für Sie zuständig sein. Die persönliche Hebamme unterstützt die Familie bis zum Ende des Stillens.
Ich sehe diese persönlichen Hebammen wie Schwestern der Mütter während des Geburtsprozesses, die bedingungslose Liebe und Unterstützung für Mutter und Baby geben.
- HAUT-AN-HAUT-KONTAKT: Der fünfte Schritt ist der Hautkontakt. Das Baby wird unmittelbar nach der Geburt nackt auf die nackte Haut der Mutter gelegt und mit einer Decke zugedeckt. So bleibt das Baby mit den vertrauten Gerüchen, Geräuschen und der Haut verbunden und fühlt sich sicher.
Es gibt drei wichtige Kontaktpunkte für eine sichere Bindung: Augen, Stimme und Haut. Wenn das Baby auf die Haut der Mutter gelegt wird, schaut es ihr in die Augen, die Mutter sagt „Willkommen, mein Schatz“ und das Baby denkt: „Ja, das ist meine Mutter, ich habe den Ort gewechselt, aber hier ist es auch sicher“ und gibt sich den friedlichen Armen der Mutter hin.
So wird bereits in den ersten Minuten der Grundstein für eine sichere Bindung gelegt. Hautkontakt sollte möglichst lang und mindestens eine Stunde lang durchgeführt werden. Studien zeigen, dass Babys mit Hautkontakt weniger weinen, weniger Angst haben, gleichmäßiger Herzschlag und Atmung haben und das erste Stillen leichter und erfolgreicher verläuft. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt seit 2003, dass alle Neugeborenen, deren Zustand gut ist, unabhängig von Gewicht, Schwangerschaftswoche oder Geburtsart, Hautkontakt erhalten sollten.
Mit dem Motto „Eine Geburt wird schöner, wenn die Welt schöner wird“ starten wir diese Reise. Unabhängig von der Geburtsart – natürliche Geburt, Wassergeburt, Kaiserschnitt oder Kaiserschnitt-Folgegeburt – ist Geburt kein Schlachtfeld und keine siegreiche Leistung. Der größte Erfolg ist es, unabhängig von der Geburtsart mit ausreichender Unterstützung die Freude der Geburt zu erleben, das Baby mit positiven Gefühlen zu empfangen und möglichst lange zusammen zu bleiben.
Denken Sie positiv – haben Sie eine positive Geburtsreise…