
Aktive Geburt
Aktive Geburt
Die aktive Geburt ist eine Philosophie. Sie wurde Ende der 1970er Jahre in Großbritannien von Janet Balaskas definiert. Im Konzept der aktiven Geburt geht es darum, dass die Frau während des Geburtsprozesses auf ihren Körper hört, ihren Impulsen folgt und sich möglichst frei bewegt.
Der Geburtsprozess wird oft als passive Handlung betrachtet. Es herrscht die weitverbreitete Meinung, dass die Frau während der Geburt die Kontrolle vollständig der Hebamme oder den Ärzten überlassen sollte. Doch die Geburt ist kein passiver Prozess. Im Gegenteil – die Frau sollte ihren Körper kennen, die gewünschte Geburtsposition einnehmen, den Prozess kontrollieren und sich dessen bewusst sein.
Frauen, die sich während der Geburt aktiv bewegen, erleben den Geburtsverlauf komfortabler. Nur auf dem Rücken zu liegen, kann für Mutter und Kind stressig sein. Bei der aktiven Geburt steht das ärztliche Team zur Unterstützung der Mutter bereit. Wenn keine gesundheitlichen Gründe dagegensprechen, sollte der direkte Hautkontakt zwischen Mutter und Baby unmittelbar nach der Geburt hergestellt werden.
Vorteile der aufrechten Haltung während der Geburt:
- Wenn die Mutter aufrecht steht, kann das Baby leichter ins Becken eintreten. Durch die Wirkung der Schwerkraft bewegt sich das Baby schneller und angenehmer nach unten.
- Es entsteht kein Druck auf die Blutgefäße. So wird der Blutfluss zum Baby nicht verringert und die Sauerstoffversorgung verbessert.
- Die Kontraktionen der Gebärmutter können aktiver arbeiten, was die Geburt unterstützt.
- In Rückenlage entsteht direkter Druck auf die im Becken verlaufenden Nerven, was zu stärkeren Schmerzen führen kann. Im Stehen tritt dieser Druck nicht auf – die Schmerzen werden als geringer empfunden.
- Im Stehen können sich die Beckenknochen freier bewegen, sodass der Kopf des Babys leichter hindurchtreten kann.
- Im Stehen entspannen sich die Gewebe des Dammbereichs gleichmäßig. So weichen die Gewebe beim Austritt des Köpfchens zurück und die Notwendigkeit eines Dammschnitts (Episiotomie) verringert sich.
- Das Pressen ist in aufrechter Haltung dank der Unterstützung der Schwerkraft angenehmer.
Bei der aktiven Geburt sollte die werdende Mutter die Position einnehmen, in der sie sich wohlfühlt. Einige bevorzugen die Hocke, andere empfinden das Liegen auf der Seite als angenehmer. Auf dem Rücken zu liegen ist keine medizinische Vorschrift. Um die für sie angenehmste Geburtsweise zu finden, sollte die Mutter aktiv am Geburtsprozess teilnehmen, ihren Körper kennen und auf ihn hören.